1952
19.02.1952 - 13.03.1954
Eitel Lange (German, born 20.05.1905 in Wuppertal-Elberfeld. Died in Accra / Ghana on a film-travel at 03.03.1959 with 53) and sun Rolf
Lange (German, born 09.02.1932 (1922 ?) in Wuppertal)
+ Around-The-World. Mit "Taksy" (von "take it easy"), dem grünen "Reitelefant" Gespann Zündapp KS 601 (18 Zentner, 28 PS, Steib Seitenwagen), fahren Vater Eitel
und Sohn Rolf von ca. 02.1952-12.1953 (?) in 3 Kontinenten durch 12 Länder 32.600
km und machen zusätzlich 13.000 km Seereise. Nach nur 2 Monaten Vorbereitungszeit
starten beide durch Europa, Asien und Amerika.
Highlights: A talk with Errol
Flynn and a reception through Schah Mohammed Reza Palehvi (Iran).
B.T. besuchte das Gespann. Das Gespann steht im "Deutschen Zweiradmuseum" in Neckarsulm. Total nur technisch ohne jegliche Atmosphäre. Mit einem kleinen Hinweis nur auf das Buch. Dieses gibt es dort nicht zu sehen.
Route: Europe (Germany - Austria - Italy - Greece - Turkey) - Asia (Iran - Pakistan - India - Ceylon - by ship to Singapur - by ship to Hongkong - by ship to Japan - on mc in Japan) - America (by ship to Hawaii - by ship to North America (USA) - by ship to Europe.
Book in German: Weltfahrt: Mit Motorrad und
Kamera.
Book in English: Around the world with motorcycle and camera. See www.tukutuku.de
1953/54 Berichte von Eitel und Rolf Lange in MagazinNeue Illustrierte
1954 Bericht von Eitel Lange in ADAC-Motorwelt 1954. Plan in 1955 eine neue Reise auch durch Süd-Amerika zu machen.
1956/57Eitel und
seine Frau Ilse machten ca. 1956/57 noch eine 1-jährige Reise um die Welt
in einem Goggomobil T 300. Book: "Puck um die Welt".
04.1959 ADAC-Motorwelt: Kleiner redaktioneller Hinweis, dass Eitel lange nach schwerer Krankheit auf einer Filmreise in Ghana starb (Diese Info bekam ich 19.04.2008 von Rainer Ladig).
18.07.1960 Die Ehefrau Ilse hat sich am 18.07.1960 von Seeshaupt abgemeldet in die USA. Da war als Familienstatus "verwitwet" angegeben.
Folglich ist Eitel Lange zwischen 1957 und Mitte 1960 "irgendwo" verstorben. In Seeshaupt gibt es keinen Abmelde- oder Sterbeeintrag.
Der Sohn Rolf ist bereits im Juli 1956 nach USA abgemeldet.
24.05.2000
His son Rolf should live since 06.09.1957 in Hollywood. Has anyone seen him worldwide
and know his present address?18.04.2008
Rainer R.L. schrieb: Siehe auch www.zuendapp-ks601-club.de
18.04.2008 R. L. hofft die Adresse über einen KS-750-Freund / Referent in den nächsten Tagen zu bekommen.
26.02.2009
R. L. teilte mir die Adresse des nun 77-jährigen freundlicherweise in California mit.
26.02.2009 B.T. wird Rolf Lange sein Buch schicken.
01.06.2012 http://www.meisterdinger.de/fahrer/div/leistung.htm
Längste Dokumentation und Würdigung der oberen Reise mit Abschriften aus verschiedenen Magazinen wie ADAC und Neue Illustrierte mit vielen Fotos durch Rainer Ladig ab 01.06.2012
Eitel & Rolf Lange
From 1952-54, German Eitel Lange and his son Rolf Lange rode a 28hp Zündapp KS 601 and Steib sidecar combination, known as “Taksy” (Bernd Tesch reports this name as one derived from “take it easy“), which can be found at the German Motorcycle Museum at Neckarsulm.
Their RTW trip took them through Europe (Germany – Austria – Italy – Greece – Turkey) , Asia (Iran – Pakistan – India – Ceylon – by ship to Singapore – by ship to Hong Kong – by ship to Japan – on mc in Japan) , America (by ship to Hawaii – by ship to North America (USA), finally returning by ship to Europe.
Highlights of their journey included an interview with the movie star Errol Flynn and Shah Mohammed Reza of Iran. Lange Sr. was used to rubbing shoulders with wealth, celebrity and power having been official photographer to Reich marshal Herman Goering during the Second World War.
Eitel Lange’s book ‘Weltfahrt: Mit Motorrad und Kamera’ (trans. “Around the world with motorcycle and camera”) was published in 1954 by Naughty, telling the story of their trip. Then, in 1957 an English translation was published by Floyd Clymer Publications, 232 pages. A German website carries some interesting material, including a version of the story, as well as a technical investigation report of the Zündapp KS 601 machine that was used for the world journey. There is also a report of the Motor-Rundschau – NKZ -. 14/1954 with additional explanatory pictures, including Herr Lange, here .
In 1956/57, Eitel Lange and his wife Ilse made a 1-year RTW journey in a Goggomobil T 300 microcar.
Eitel Lange bekam eine feste Anstellung beim ADAC in München.
15.04.1954 von Stuttgart nach Seeshaupt am Starnberger See in ein Haus.
Rolf Lange nahm sein unterbrochenes VWL-Studium nicht mehr auf, sondern wollte zu-nächst auch Fotograf werden, machte dann eine achtmonatige Rundreise durch die USA, blieb dort und wurde Physik-Student an der Pasadena-Universität in Kalifornien. Später arbeitete er im Forschungsbereich der Atom-Industrie in Los Angeles.
1956-57 Eitel Lange und Frau Ilse: Weltfahrt mit einem Goggomobil T 300. Buch darüber: "Puck und die Welt".
Während einer Filmreise durch Afrika verstarb nach einer schweren Krankheit am 3. März 1959 in Accra/Ghana. Auf dem Friedhof von Seeshaupt wurde er bestattet. (Als der 03.03.1959 starb Eitel Lange in Accra/Ghana. Das KS 601-Gespann geht kehrte ins Zündapp ins Werksmuseum in München.
18.07.1960 Ilse Lange geht nach USA.
2010 das Zündapp-KS-601-Gespann steht im Deutschen Zweirad- und NSU-Museum in Neckarsulm.
03.1977 Das Gespann wird von Dr. Dieter Neumeyer, Ehefrau Margit Neumeyer und Frau Elisabeth Mann dem Museum als Stiftung dauerhaft übergeben.
2011 Das Zündapp-KS-601-Gespann war als Leihgabe zur Sonderausstellung "60 Jahre Zündapp KS 601" im Museum für Industriekultur in Nürnberg zu sehen.
2012 Rolf Lange lebt seit 1996 in Castro Valley (Kaliforniern). Es befinden sich auch die Fotos und die Farbfilmrollen von dieser bemerkenswerten Weltfahrt hier.
01.06.2012 Rainer Ladig schreibt die ausführlichste Dokumentation über die Personen Lange und Reise in http://www.meisterdinger.de/fahrer/div/leistung.htm.
Wir hatten als Waffe nur unseren guten Willen. Wer Indien kennen lernen will, muß bei der Beerdigung einer heiligen Kuh zugegen gewesen sein. Millionen hungern dort, aber sie begraben, wie ihre Religion es ihnen gebietet, täglich Tausende von Tonnen guten Fleisches. Im Hubschrauber flogen wir über Tokio und kletterten am Nanga Parbat hoch um Hermann Buhl als erste Reporter aus der Welt von unten zu seinem Gipfelsiege zu gratulieren. Wir brachten der Expe-dition die Telegramme des Bundespräsidenten, Dr. Adenauers und anderer aus der ganzen Welt. Leider war dieses Treffen unser schlechtestes Erlebnis auf der Weltreise, denn wir standen bald darauf inmitten des Zanks und Ärgers, den die Expeditionsteilnehmer untereinander austrugen. Diese Nanga Krachbat-Expedition hat unserem deutschen Ansehen in Pakistan und Indien sehr gescha-det. Japans heiligen Berg, den Fuji, haben wir bestiegen und wie die Maulwürfe krochen wir durch die Erzgruben des Iran. Wie noch vor Jahrhunderten graben sich die Leute bis zu 150 Meter tief in die Erde hinein und hangeln in kleinen Jutesäckchen das mit einer kleinen Hacke und den Händen geschürfte Erz nach oben. Ihnen sind wir nachgekrochen. Auf der Insel Ceylon filmten und knipsten wir eine wunderschöne Liebesgeschichte "Es war einmal ein König ..." Und die moderne "Miß Ceylon" mit ihren 12 Brüdern und Schwestern war ein anderes Photoobjekt. Der Schah von Persien schien uns ein einsamer Kaiser und der Maharadscha von Mysore war unglücklich, weil die berühmtesten Ärzte der Welt nicht verhindern können, daß er immer dicker wird. 13 Monate haben wir nur französisch und englisch gesprochen, selbstverständlich außer der schönen Stunden, wenn wir mit unseren Landsleuten draußen zusammentrafen. Dr. Blackkolb in der Wüste Persiens und Hunderte andere Deutsche in all den Län-dern, die wir besuchten, wollten uns meist nie weglassen. Auf den Konsulaten, Gesandtschaften und Botschaften ließ man uns jede Hilfe angedeihen. Prof. Dr. Meier, unser Botschafter in New Delhi, lud uns zur Einweihung der Kühlanlage in sein neues Haus mit allen Angehörigen der Botschaft ein. Glückliche und un-glückliche Kriegsbräute trafen wir in Amerika. Für die einen waren die United States das Land, was sie sich vorgestellt hatten und für die anderen war das Heimweh nach Germany größer als die Liebe zu ihrem husband. Und noch etwas trafen wir in der Weltgeschichte: einen kleinen Stempel, auf den alle hinwiesen und ob Türken, Perser, Pakistanis, Inder, Chinesen oder Japaner und Amerika-ner, alle sprachen von ihm und dem großen Wunder des achtjährigen Deutsch-lands: "Made in Germany"! Das ist die große Chance, die wir wieder in der Welt haben und wir möchten wünschen, daß es mehr deutsche Globetrotter gäbe, dass unsere Journalisten, Touristen und Industrielle viel mehr zu den Freunden in aller Welt fahren sollten. Dann passiert es uns nie wieder wie schon zweimal, daß wir plötzlich mit dem komischen "Endsieg" dastehen und im Wiederauf-bauministerium auf Holz- und Eisenscheine warten müssen.
Zwei Tage vor Weihnachten rief uns die Fernsehstation von Los Angeles an: "Mister Lange, wir möchten gerne von ihnen und ihrem Sohne eine Aufnahme und Reportage machen und zwar heute abend um 7 Uhr. Sind sie doch bitte um 10 Minuten vor sieben im "Make up room". Wir waren pünktlich und wurden gerade auf Television angepinselt, als mit wehenden Fahnen der Reporter her-einstürmte. Wir machten uns kurz bekannt und dann saßen wir auch schon vor der Kamera und Mikrophon. Und los ging's: "Ladies and Gentlemen, vergessen sie nicht, nur "King Size Dunhill"-Zigaretten zu rauchen. Unser Staatssekretär Mister Dulles war gerade in Europa und wir stellen ihnen jetzt Vater und Sohn, zwei Globetrotter aus Germany, vor. Mister Lange, was halten sie von der Verei-nigung Deutschlands, was ist es mit den Gefühlen zwischen Deutschen und Franzosen, glauben sie, daß der EVG-Vertrag zustande kommt?" Bumms machte es da bei Vater Lange. Also stimmt es, was man ihm vorher gesagt hatte. Der Reporter wird sie ganz etwas anderes interviewen, als einen Weltreisebericht mit ihnen machen, und Vater Lange schaltete blitzschnell und sagte: "Ladies and Gentlemen, eines Tages und wir glauben bald, wird Deutschland wieder vereinigt sein. Es gibt für uns kein anderes Problem, das wichtiger wäre, jedoch Vater und Sohn sind vollkommen unpolitisch und wir möchten ihnen lieber von unserer Reise ,round the world' erzählen. 5 von 6 Fernsehminuten wären noch frei und in diesen ließ Vater Lange den Reporterkollegen nicht mehr zu Worte kommen, sprudelte eine Weltreise ins Mikrophon und lächelte aus tausenden Fernsehappa-raten bis der liebe Reporter ihn um 7 Uhr 5½ Min. in die Rippen stieß, weil er noch den Abgesang machen wollte: "Dear Mister Lange, es war sehr interessant und wir freuen uns sehr, sie bei CBS Los Angeles gehabt zu haben. Thank you and your son very much. Ladies and Gentlemen, bitte vergessen sie nicht, nur "King size Dunhill-Zigaretten zu rauchen!"
Der Dieb von Adapazari. – "Du, Rolf, die Farbleica ist geklaut! Hier hatte ich sie hingelegt, zu den anderen Apparaten", ruft schreckensbleich Vater Lange, wäh-rend er mit fahrigen Händen den Weltreisegepäckstapel um- und umkehrt. Rolf hörte zuerst gar nichts, da er emsig dabei war, "Taksy", unsere Zündappwelt-reisemaschine mit dem ganzen Wasserdruck, den die kleine türkische Stadt Adapazari, 150km von Istanbul, zur Verfügung hatte abzuspritzen, als ob er ein
brennendes Warenhaus löschen wollte. Die Motorradexperten oder Kompressi-onswissenschaftler, die das lesen, werden mit dem Kopf schütteln: "Die sind ja verrückt geworden, ein Motorrad so abzuspritzen, da verrostet ja das ganze Ventilspiel!" Und doch haben wir das immer getan mit Hilfe einer riesigen Heiß-lufttrocknungsanlage, Patent: "Liebe Sonne". Mit.30 – 40 Sachen verdampfte sie sofort auch den dicksten Wasserstrahl. Natürlich haben wir "Taksys" edle Teile vor dieser Gewaltreinigung geschont. "Rrrooolf! Eine Leica ist geklaut!!!" Jetzt hörte er, hält den Schlauch in eine Ziegenfamilie, die die ganze Meckertonleiter herauf- und herunterkletterte und schaut ganz dumm zu seinem veitstanzenden Vater herüber. Er glaubte nicht richtig daran, denn auf einer Weltreise sucht man ständig was. Man sucht Straßen, Gebirge, Ozeane, Tempel, Ruinen, Minis-ter, Völkerstämme, Zündschlüssel, Socken, Filme, Apparate usw. usw. Beson-ders der Vater war ganz groß darin, dauernd Sachen zu suchen, die er in der Hand hielt. Doch diesesmal schiens zu stimmen, den er sah wie verzweifelt aus, was er sonst nie war. Farbleica weg wäre ein gewaltiger Schlag ins Weltreise-kontor, wäre kaum auszudenken. Jetzt suchten beide und legten gewissenhaft Stück für Stück des Gepäcks auf die Seite der Tankstellenhauswand, Der Besit-zer kam hinzu und nachdem er aus unseren Worten: "Photokamera gestohlen, stolen, une camera volee, Photo nix. Leica weg!" entnommen hatte, das hier eine Leica Beine bekommen hatte, lief er sofort zu seinem Telefon und verstän-digte die Polizei. Und nun kamen anderthalb Stunden Kriminalgeschichte, die selbst Knatterton nicht vergessen würde. Nach fünf Minuten mischten sich unter die uns umstehende Türkenmenge einige Polizisten und Zivilisten, die man we-gen ihrer Unscheinbarkeit schon von weitem als Kriminalbeamte erkennen konn-te, und "interviewten ihr Volk. Der Polizeichef selbst, mit einem großen Sheriff-stern auf der Brust, sprach englisch und ließ sich von Vater und Sohn den Lei-caschwund erzählen: "Wir wollten hier auf der Tankstelle unsere Maschine reini-gen und legten das gesamte Gepäck auf einen Haufen hier an die Wand. Uns umstanden viele junge Burschen, ungefähr 10, die, als sie unsere Apparate sa-hen, unbedingt fotografiert werden wollten. Ich stellte sie hinter die Maschine und knipste sie. Sie waren sehr glücklich darüber. Ich nahm den Film aus der Kamera, es war die letzte Aufnahme gewesen, steckte ihn in die Tasche und legte die Leica zu den andren Apparaten. Es war die Schwarz-Weiß-Leica. Als ich nach einer Weile von meinem Sohn eine Farbaufnahme machen wollte, wie er die Maschine wusch, war dieser Apparat weg. Wir haben alles durchgesucht, er ist ist fort. Please, excuse me, it must be stolen!". Da sagte der türkische Sher-lock Holmes nur: Where do you have the film, can you develop it!" Da blitzte es bei Vater und Sohn, der Dieb, kann nur auf der Aufnahme sein. "Ja, wir können sofort entwickeln, in einer Stunde können Sie einen Abzug haben, Rolf , du läufst sofort ins Hotel (wir hatten eine Dosenentwicklungseinrichtung mit), ent-wickelst, und ich werde eine Photohandlung ausmachen wo wir eine Postkarte kopieren können." Rolf flitzte. Die Knattertöner hatten schon System in ihre Recherchen gebracht. Es waren schon Verdächtige ins Polizeiauge gefaßt. Ein Herr, der gut Deutsch sprach, sagte: "Sie brauchen sich keine Sorge zu machen, ihre Leica wird wieder da sein!" Das war Honig für den aufgeregten Vater, der nur noch auf das Fotowunder hoffte, äußerlich Haltung annahm, aber innerlich vollkommen auseinander genommen war. Ihm imponierte nur das gründliche Vorgehen der Polizei. Das roch förmlich nach Erfolg. Und bei dieser Gelegenheit möchten wir sagen, trotzdem wir in solcher Weise mit der Polizei nicht mehr in Kontakt kamen, die türkische Polizei ist schon sehr tüchtig, freundlich und hilfs-bereit. Auf unseren weiteren Tausenden Kilometern durch die Türkei haben wir das immer gespürt, wie diese Männer in dem neuen Lande Atatürks für Ordnung sorgen. Eine schwere Arbeit im Orient. Leider haben wir auf diesen Seiten zu wenig Raum, um alle ergötzlichen Geschichten zu erzählen, liebe Leser, aber in unserem großen Weltreisebuch werdet Ihr zu Weihnachten etliche davon lesen und sehen. Vater Lange war inzwischen ebenfalls zum Hotel gelaufen und konn-te gerade noch Rolf knipsen, wie er unter der Bettdecke den Film ins Fixierbad steckte. Eine halbe Stunde war vergangen, als wir beide den Film scharf wässer-ten und der Vater mit dem Film in der Hand durch die kleine Stadt lief, als ob er eine tibetanische Gebetsfahne schwenke, und nach einer Fotohandlung suchte. Dabei sollte der Film trocknen. Eine "Fotohandlung" war bald gefunden, sozusa-gen ein Herr Atelier für Behördenpaßfotos, nach acht Tagen sofort zum Mitneh-men. Vor der "Kopieranstalt" saß dann der Vater auf dem Rinnstein und flehte innerlich die Sonne an, doch ein bißchen heftiger zu scheinen. Gerade die Die-besaufnahme wollte und wollte nicht trocknen. Und dann in die Dunkelkammer, eine Postkarte machen! Hier stand ein Vergrößerungsapparat aus der Steinzeit. Bei einer Belichtungszeit von einer bangen Minute zauberte er aber doch ein sichtbares Bild hervor und bald rannte Vater Lange wieder los, die nasse Karte schwenkend, und zeigte sie atemlos dem Polizeichef von Adapazari. Über dessen Schulter lugten andere Uniformen und dann sprachen sie türkisch, immer noch türkischer. Eine internationale Leicakonferenz war im Gange. Vater und Sohn sahen sich an, aus ganz elenden Augen. Die Türken zeigten immer auf eine Fi-gur des Bildes. Zwei Polizisten wurden weggeschickt. Noch zwei. Andere Türken sahen auf das Bild. Vater und Sohn gehörten gar nicht mehr zu diesem Consili-um. Jetzt lachten schon einige. Und dann kam das Wunder. Ein Polizist hatte einen kleinen Bengel an den Ohren (siehe Foto ganz rechts) und unsere Leica
war wieder da. Der Sheriff sagte: "You can have your camera in half an hour on the police-station!" gab uns die Hand und alle Knattertöner folgten ihm. Als wir dann die Polizeistation betraten, versicherte man uns zu allererst das größte Bedauern, daß so etwas passieren konnte, und wir merkten, wie unerhört pein-lich allen dieser Vorgang war. Aber als wir versicherten (Kunststück!), daß wir wohl die größte Schuld an dem Diebstahl durch eine gewisse Sorglosigkeit und Unachtsamkeit hatten, und nur der Tüchtigkeit der Polizei von Adapazari ver-danken können, dass wir wieder froh weiter reisen dürfen, hellten sich alle Mie-nen auf und sie waren sehr stolz. Wir haben noch ein "Vater und Sohn-Weltreise-Dankschreiben" aufgesetzt und darum gebeten, dem kleinen "Dieb von Adapazari", der im :,Nebenzimmer" saß, es nur als Dummenjungenstreich zu werten. Das gefiel ihnen sehr gut und nachdem die Übergabe der Leica schriftlich und fotografisch mit allen Polizisten festgehalten worden war, zogen Vater und Sohn beglückt von dannen. Nie hat sich wieder etwas während der kommenden 11 Monate und 40000 km in ihrer Weltreiseexpedition selbständig gemacht.
Österreich, Italien und Griechenland hatten wir schon durchkreuzt, doch waren sie trotz ihrer wunderschönen Landschaften und Zeugen einer alten, reichen Kultur gewissermaßen nur Endstationen beim Verlassen des sorgenvollen Euro-pas. Stuttgart, Venedig, Rom, Neapel, Capri, Sorrent, Positano, Bari, Brindisi, Athen, Saloniki, Edirne und Istanbul lagen hinter uns, mit ihnen den meisten Europäern bekannte Städte und für uns Deutsche besonders, denn das Reisebü-ro "Tausend Jahre" hatte dorthin Hunderttausende Reiseunlustige zwangsver-pflichtet. Vater und Sohn waren sehr froh, daß man den "Befreiern" keinen Groll mehr nachtrug.
Zwischen Brindisi und Athen fuhren wir mit einem griechischen Schiff "Karaiska-kis" über Korfu, durch den Kanal von Korinth nach Athen. Als unsere "Taksy" beim Verladen mit einem dicken Schiffstau um den Leib zehn Meter am Schiffs-kran nach oben sauste und mit einem gewaltigen Schwung auf Deck landete, hatten wir die ersten Herzschmerzen. "Wenn sie bloß nicht herunterfällt, wenn die Schauermänner sie nur behutsam aufsetzen usw.!" Diese Angstzustände sollten wir noch öfter mitmachen, wenn die Seemannsfäuste unser Kleinod an-packten. Griechen, Singhalesen, Chinesen, Japaner und Amerikaner hießen die kommenden Schauermänner, die unserem "grünen Elefanten" so hart zusetzten und von Land in den Schiffsbauch baumeln ließen und umgekehrt. Doch "Taksy" machte ihrem Charakter Ehre. Und genau wie Vater und Sohn alles nicht so schwer nahmen und fröhlich wie zwei Freunde um den Globus trotteten, machte es ihr dritter und so wichtiger Weltreisekamerad mit. Sobald "Taksy" unseren angstvoll beobachtenden Augen hinter der Reling entschwand, jagten wir über das Fallreep nach oben, kletterten die steilen Leitern ins Schiff hinab und stan-den dann alle drei in dankbarem Schweigen für einige Sekunden zusammen inmitten Baumwollballen, Reissäcken oder was sonst zwischen Asien und der anderen Welt verkehrt. Maschinen haben auch ihr Leben. Wir meinen, "Taksy" hat auf den 45 000 km um die Erde gebrummt, gelacht, geweint, gefroren und erbärmlich geschwitzt. Und wenn sie so im tiefen Schiffsraum vor uns stand, hatten wir immer das Gefühl, sie grient.
Am Olymp haben wir sie einmal stehen gelassen in einem kleinen Gebirgsdorf und ritten auf zwei Mauleseln nach oben, um dem Göttervater einen Anstands-besuch zu machen. Leider ergebnislos, denn Vater Zeus war militärisch einge-kreist. König Pauls Soldaten hatten da oben gegen die angenommene rote Partei zu manövrieren. Ja, ja, es ist schon etwas mit den hohen Bergen. Am Ararat, auf dessen Gipfel anno dazumal Noah den heutigen Zoo's die Existenz gründete, war es nicht ganz geheuer, am Nanga Parbat liegen sich die Inder und Pakistanis gegenüber und der Fuß des heiligen Fuji in Japan trägt Schilder: "Vorsichtig! Blindgänger! Feuerlinie!" Ihm schießen dauernd die Amerikaner oder die Verein-ten Nationen in die Waden. Nur zum Ausprobieren. Muß sicher sein, dachten sich Vater und Sohn, denn ihre Reise bewegte sich fern der großen Weltpolitik.
Sie waren nicht ausgezogen, um das Fürchten zu lernen. Das konnten sie schon. Dem Sohne lehrte man es im Luftschutzbunker und dem Vater, Kriegsberichter von Görings Gnaden, im Heldenkeller. Nein, sie waren ausgezogen, wieder froh zu werden, Schönes und Glück zu finden in dem großen Hexenkessel, der sich Welt nennt. Das ist ihnen auf ihrer großen Fahrt auch gelungen. Liebe Leser, Weltreisende können alles besser auf den großen Nenner bringen, und der heißt nach unserer Erfahrung: Es gibt trotz Nachrichten, Konferenzen, Angst, Atom und Bomben mehr Schönes als Schlechtes auf unserem Globus, und wir bitten die großen Politiker auf der Erde, uns nicht böse zu sein, wenn wir den prima Dünger verraten, mit dem das Schöne so wächst, daß dem Schlechten die Puste ausgeht: "Handel und Wandel! Wirtschaft! Nahrung!" Glaubt uns, dann werden ganz schnell die vermeintlichen Roten wieder weiß. Sie sind ja nur vor Ärger rot, weil der Bauch so leer ist.
An Deck der "Karaiskakis" über der billigen Touristenklasse fanden wir den ers-ten Glücklichen. Gegen einen Mast gelehnt saß ein lachendes Menschlein, blin-zelt uns höchst lustig hinter seiner einfachen Brille an und sagte nicht, als wir
uns ihm näherten. "Gestatten, Schmitz aus Dingsbums!", sondern nur ein Wort, und dieses aus vollem Herzen: "Wunderbar!" Da saß'er vor uns in einer gehäkel-ten Weste mit vielen blanken Knöpfen, großen Wanderlatschen an, die Arme breit gestützt und erzählte nur schöne Geschichten von Ländern und Völkern. Ein Stunde lang bis die Sonne im Meere versank. Er wohnte genau so billig in der Touristenklasse wie wir. (Übrigens sind die Touristenklasse keine "Dritte Klasse" mehr, sondern die Schiffsgesellschaften haben allerhand Komfort hinzu-gefügt. Man wird nicht mehr verfrachtet, sondern reist.). Da wir aber Reporter sind mussten wir wissen, wer der frohe Mann war und wie er hieß. Es war ein Dr. K. auf billiger Urlaubsfahrt und stinkreich. Er war einfach aus Smoking in die gehäkelte Weste gestiegen, um die Welt zu sehen. Und so waren auch Vater und Sohn aus dem Reporteralltag, Prinzenhochzeiten, Irrenhausreportagen, Miß Strumpf, Miß Bein, Miß Universum ausgestiegen, um Länder und Völker zu sehen und das Glück zu suchen.
Da saßen wir einmal in einer von außen ärmlichen indischen Hütte und fanden drinnen Hinduvater, Mutter und vier Kinderchen einem sauberen, primitiv einge-richteten Raume. Der Vater hatte uns zu einem Tee hereingeholt. Wir haben uns nur angesehen und angelächelt. Unsere Konversation bestand aus: "Germany, India, Tea good, thank you und very much!" Sonst haben wir uns nur gegensei-tig bestaunt und glücklich angelächelt, unsere Drehbleistifte verschenkt,, sind später mit den Kindern dreimal um ihr "Schloß" gefahren und haben uns für die Tasse Tee bedankt, als ob ein Maharadschah uns einen dicken Rubin verehrt hätte. Über eine Stunde hockten wir zusammen und sahen das Glück. Bittere Armut war der Rahmen, in dem Vater und Mutter sich lieben, ihre Kinder wohl und sittsam erziehen, Achtung vor Gott und seinen so einfachen Gesetzen zu haben, . Eins davon bekamen wir selbst zu spüren: "Gast im Hause, Gott im Hause" Das haben Vater und Sohn immer wieder gefunden und wir freuen uns schon sehr darauf, später in unseren Vorträgen und Büchern mehr davon zu zeigen und zu erzählen.
Wir, liebe Leser, blättern ja nur in unserem großen Weltreisetagebuch herum. Laßt uns einmal nach Amerika herüberspringen. Da steht: "Neujahrsabend Marlene Dietrich." Wir waren am letzten Tage des Jahres 1953 von Los Angeles, Californien kommend in Las Vegas, Nevada eingetroffen. Da musste man gewe-sen sein, in der größten Spielhölle der Welt. Eine ganze große Stadt lebt nur von der Roulettekugel, dem Würfelspiel und dem einarmigen Banditen, wie man dort die auch jetzt bei uns aufgetauchten Spielautomaten nennt, bei denen man durch Herunterreißen eines Hebelarmes Glück haben muß, wenn einige Zahlen-reihen oder Bilder übereinstimmen. Der Amerikaner spricht Las Vegas wie Lost wages (Verlorene Gehälter) aus. Überall findet man Spielhallen und die großen Hotels haben ihre Hallen als Spielsäle eingerichtet. Hier findet man einen Quer-schnitt aller Menschensorten auf der Erde. Alle Rassen und Völker, Filmstars und Buchhalterinnen, Gangster und Staubsaugervertreter, Millionäre und Schuhput-zer, Hausfrauen und biedere Familienväter, die auf einer "wichtigen" Geschäfts-reise sind. 5000-Dollar-Nerze sitzen neben 19-Dollar-Regenmäntelchen, das Cowboyhemd in allen Farben schillernd, neben dem besten Nylon und 20-Dollar-Krawatte. Wenn man die Augen schließt, meint man, in einem in einem großen Maschinensaal zu stehen, in dem es klirrt, rollt, summt und brummt, mit einigen menschlichen Lauten dazwischen: "Nothing more, seven, fifteen, eight . . . Make your game....!" Und wenn man die Augen wieder öffnet ist es tatsächlich ein Maschinensaal mit hunderten Robotern, die zwar verschiedene Arbeitskleidung haben, aber nur ein Gesicht, kalt, hoheitsvoll, eisern, das Gesicht Geld. Dazwi-schen huschen nette Mädels, die die Roboter kostenlos mit Drinks, Fruchtsäften und Zigaretten versorgen. Überlebensgroße Reklamen in den Straßen, Cowboys. Texaner, Pioniere oder Hufeisen darstellend, laden die Glücksritter ein, ihre Dol-lars loszuwerden. Vater und Sohn haben auch gespielt und gehören zu den we-nigen Las Vegas-Besuchern, die mit, mehr Dollars (zwar nur 25, aber oho!) Lost wages verließen. Und dabei haben sie noch einige nette Fotoreportagen erobert. Am Stadteingang sahen sie eine riesige Reklame: "Bill Miller stellt Ihnen im Sa-hara Hotel Marlene Dietrich vor!" Vater Lange kannte Marlene noch von Berlin her und ließ sich sofort bei ihr anmelden. "Frau Dietrich möchte sie gerne zwi-schen der ersten und zweiten Schau sehen!" sagte der Pressechef des Hotels, und wenn sie fotografieren wollen, dann bitte nur ohne Blitz und mit dem Tele-objektiv aus dem Saalhintergrund! Nanu, warum? Hinterher wußten wir warum. Marlene liebt keine allzu nahen Fotos, doch uns aus dem lieben Old Germany erlaubte sie es. Der große Saal mit 10-Dollar-Steaks und edlen Pullen war ge-steckt voll. Vater und Sohn hockten nahe der Bühne. Dann kam sie, Marlene Dietrich, Wochenhonorar 30 000 Dollar zweimal 20 Minuten pro Tag für einige Liedchen. gehaucht, gevampt und auch gesungen. So kommt nur Marlene aus den Kulissen auf die Bretter! Der Welt schönste Großmutter. Sagt man. Mindes-tens 2 Pfund Gold und Geschmeide und das berühmte Skandalkleid. Eine Groß-mutter mit nichts als einem Hauch durchsichtiger Seide bekleidet. Stand ihr phantastisch! Gertenschlank mit einem raffinierten Gang schwebte, sie zum Mikrophon, blieb einfach davor stehen und ließ minutenlang genießerisch einen Orkan an Beifall an sich herauf- und herunterrieseln. Dann winkte sie wie eine Königin ab und vampte in das Mikrophon ein "Ahhhh!", daß selbst den Hummern
auf den Tellern komisch wurde und der Wein zu zischen anfing. Die Männer be-kamen Kulleraugen und die Luft war sündig. Dann sang sie Schlager aus ihren Filmen. Mit Singen hat das eigentlich wenig zu tun. Sie marlente. Für Vater und Sohn gab's eine Einlage auf Deutsch: "Jonny, wenn du Geburtstag hast!" Und zum Schluß: "Vor der Kaserne, vor dem großen Tor, steht eine Laterne .. . Lilli Marien!" Vorher sagte sie noch: "Und nun ein Lied, das ich auf allen Kriegs-schauplätzen zu unseren Soldaten gesungen habe!" Komische Welt, Marlene aus Deutschland munterte die Alliierten mit einem deutschen Lied zum Kampf bis zur letzten Patrone auf. In der Pause unterhielten und beknipsten wir uns. Sie war sehr nett, und als Vater und Sohn sie fragten, wann sie mal nach Deutschland käme, meinte sie, sie möchte schrecklich gerne, aber ihr Manager ließe ihr keine Zeit. Gerade jetzt hat die König-Film aus München sie eingeladen, für 200 000 DM die Hauptrolle als Liebeshochstaplerin zu spielen. Wir glauben nicht, daß sie kommt. Marlene ist sehr, sehr teuer.
In Tokio, in Japan, haben wir eine Konkurrentin von Marlene getroffen. Sie war nicht so kostbar gekleidet, kein Vamp, kein Star. Eine kleine, hübsche und zierli-che Japanerin. Wie ein Porzellanpüppchen sah sie aus. In einem kleinen Raume trug sie vor einem stillen, ergeben lauschenden Auditorium von etwa 15 Perso-nen, die ab und zu den kleinen Raum verließen, um anderen Zuhörern Platz zu machen, wunderschöne kleine japanische Gedichtchen vor. Mit einer zierlichen, lieblichen Stimme. Vater und Sohn fanden es wunderbar. Es mussten sicher Liedchen von Lotosblumen, Kirschblüten und Liebenden sein. Wir standen im Hintergrund und blieben bei ihr, trotzdem wir auch sie verlassen mußten, um anderen Platz Zu machen. Wir ahnten, was sie vortrug, trotzdem wir kein Japa-nisch konnten. Aber wir wollten es nicht wahr haben. Für uns war sie eine voll-endete Vortragskünstlerin. Dabei sagte sie dauernd ganz prosaisch: "Hüte, Män-tel, Kimonos, Porzellan, Papierwaren, Unterwäsche usw.", die kleine liebe Fahr-stuhlführerin eines Departement Stores in Tokio.
Auf einer Weltreise erlebt man nur Gegensätze. Bei Minus 15 Grad schlidderten wir die Autobahn Stuttgart — Salzburg entlang und in Karachi in Pakistan wären wir bald bei 50 Grad verdampft. In der persischen Wüste Lut waren wir ausge-dörrt und rationierten unser Trinkwasser, und in Indien trafen wir den Monsun-regen. In anderthalb Monaten goß es 2 Meter Regenhöhe. Es war furchtbar. Man meinte, die Wolken regnen nicht, sie fallen einfach herunter. In den großen Städten wohnten wir in Grand Hotels und dann wieder in Bungalows oder ärmli-chen Hütten. Einmal brachten wir acht Tage in einer Baumhütte zu, die in einem Tigergebiet lag. Wir wollten Tiger knipsen in freier Wildbahn und nicht in den Zoo's oder in Naturschutzparks. Wir hatten uns einen Tiger-Fachmann gekauft, der viele Rupien nahm, aber keinen Tiger fand. Wir waren immer enttäuscht, wenn die Leute uns auf ihre Zoo's aufmerksam machten, wo doch eigentlich in Indien die Tiger, Elefanten, Nas- und sonstige Hörner so herumlaufen sollen. An den Dschungelstraßen findet man Schilder: "Schützt unser Wildleben!" Doch einmal standen wir knapp 2 Meter vor zwei Tigern mit fletschenden, gewaltigen Gebissen und furchtbar drohenden, gelben Augen; Sie waren ausgestopft und standen im Jagdzimmer des Maharadschas von Gwalior. Mal kamen wir tagelang nicht aus den Kleidern und konnten uns vor lauter Dreck, Staub und Bärten nicht mehr leiden und dann standen wir im weißen Smoking, pikfein, in der einen Hand ein Whiskyglas und in der anderen eine edle Zigarette und waren Gäste bei den oberen Zehntausend. Durch die Türkei und den Iran ratterten wir mit 20 Stundenkilometern Tausende von Meilen über Sand und Wellblechstraßen und in Amerika brausten wir mit achtzig Sachen wie auf Samt über die Highways. Am Nanga Parbat hatte unser Kuli Hassan bis auf einen Kohlkopf unser ganzes Mehl, die ranzige Butter, Brot und Äpfel an seine Kulikollegen verkauft und das Ge-schäft seines Lebens gemacht. Von diesem Kohlkopf mit Induswasser lebten wir zwei Tage und auf dem "President Wilson", einem Luxusdampfer zwischen Yoko-hama über Hawaii nach San Franzisco, hat jeder von uns bei dem Millionärsleben 10 Pfund in 14 Tagen zugenommen.
Weltreisende werden immer gefragt: "Tja, wo möchten Sie denn am liebsten sein, wo hat es Ihnen am besten gefallen?"
Für uns gejagte Europäer ist diese Frage nicht so einfach zu beantworten, be-sonders wenn man in Deutschland geboren ist, dem Umsteigebahnhof aller Sol-daten der Weltgeschichte. Als Deutscher von 1953 sucht man zuerst Ruhe und flüchtet aus dem politischen Rummel, der ungefähr Anno 1914 begann.
Wenn man auf der Fähre von Istanbul nach Skutari steht und läßt sich in einigen Minuten von Europa nach Kleinasien übersetzen, dann blickt man wehmütig zu-rück auf das Häusermeer von Istanbul und meint, dahinter den großen Vulkan Europa zu sehen, der aus manchen Kratern noch raucht und der nach einer ge-waltigen Eruption, die die ganze Welt erschüttert hatte, gerade erloschen ist. Wir haben uns dann auf einem Stadthügel von Skutari auf eine alte Steinbank ge-setzt und von Asien nach Europa hinüberphotographiert.
Wir waren ganz still. Der Vater, geboren 1905, Mitglied der Generation, die Wil-helm II., Ebert, Brüning, Luther, Hindenburg und Hitler erlebte, und der Sohn
Rolf, geboren 1932, dem diese Generation einen wüsten Trümmerhäufen als Lebensplattform vererbte. Und Millionen anderen Kriegsjungens und –mädels.
So war unsere 45 000-Kilometer-Fahrt um die Erde oft erfüllt von schweren Gedanken , und in langen Diskussionen versuchten wir, wenigstens uns zu erklä-ren, warum denn nirgends auf diesem Globus Ruhe ist. Wenn man irgendwo am liebsten sein will, dann muß man ein Land, eine Stadt, ein Dorf oder eine Ge-gend finden, wo man arbeiten, leben und lieben darf, wo man fühlt, hier bin ich sicher. Doch so traurig es ist, auf dieser schönen Erde, dem Meisterwerk, das der liebe Gott im Weltenraum geformt hat, herrscht keine Sicherheit. In drei-zehn Ländern waren wir. Über 600 Millionen Menschen leben dort, deren Kampf um das tägliche Brot sehr hart ist, in deren Herzen, die Sorge und die Angst wohnen. Die einen fürchten, daß der böse Nachbar sie morgen fressen will, die anderen überlegen, weil sie keinen Platz mehr für ihre Kinder haben, ob sie nicht besser mal in ein anderes Land äugeln. Denen trocknet das Land aus, die Ernten werden immer karger, während man den anderen ihre Ernte nicht abkauft. Die Perser verölen völlig, und das Volk hat Hunger. Die Japaner haben heute mit weniger Land zehn Millionen Einwohner mehr als vor dem Kriege. Jeden Tag gibt es tausend Türken mehr, und Wissenschaftler haben ausgerechnet, daß in 20 Jahren in der Türkei keine Bäume mehr sein sollen, wenn die 30 Millionen Zie-gen und Schafe weiter das junge Unterholz und die Büsche wegfressen. Das Land trocknet aus. Und die Singhalesen wundern sich, daß ihre Insel Ceylon, vor dem Kriege Reisexportland, heute nicht mehr genug für sie selbst hervorbringt. Nicht weil sie ausgetrocknet, sondern weil die große Landflucht gekommen ist und es die Menschen in die Städte zieht. Die Pakistanis jagen die Inder, und die Inder die Pakistanis. Die Hongkonger wissen, was es heißt; Klappe zu, Affe tot! Und die Amerikaner kämpfen mit McCarthy. Dazwischen liegen Indochina, Ruß-land, Korea, und oben drüber sausen die «Fliegenden Untertassen" von einem anderen Planeten, die laut der neuesten Tatsachenberichte die kompakte Welt-furcht darstellen.
Also am liebsten möchten wir da nirgends sein, trotzdem eine große Sehnsucht uns nach diesen Ländern erfüllt. Wieso? Weil wir die herrlichen Landschaften, Ozeane und Gestade sahen, weil wir guten Willens und fröhliche Weltreisende waren, die entdeckten, daß Italiener, Griechen, Türken, Perser, Pakistanis, In-der, Chinesen, Japaner oder Amerikaner, alle gleichfalls guten Willens sind, eine große Sehnsucht nach Frieden und Freundschaft haben. Könnte man doch die Furcht verjagen.
Dann möchten wir am liebsten südlich von Athen am Meere sein, in Smyrna (Izmir) ein Haus besitzen, von Teheran ans Kaspische Meer zum Wochenende reisen, in der alten Dschingis-Khan-Feste Bam im Südostzipfel Persiens einige Wochen herumstöbern, in Kaschmir den Winterurlaub verbringen, in Mysore, dieser wunderschönen Maharadschahstadt Indiens, ein Gartenhaus mit vielen Dienern haben, auf der Insel Ceylon festen Wohnsitz aufschlagen, in Hongkong billig einkaufen gehen und in Japan arbeiten. Auf Hawaii würden wir einige Jahre verweilen und in Kalifornien bleiben. Von New Orleans aus würden wir die Welt bereisen und — immer Heimweh nach Deutschland haben.
Wir möchten ..., wir möchten sagen, es ist so wunderschön auf der Erde, daß wir dreimal solange leben möchten und am liebsten überall sein.
Wie zwei Freunde gondelten wir auf unserer "Taksy" herum, und so ist auch unser großes Erlebnis getragen von einem Optimismus, dass die Sehnsucht nach Ruhe vielleicht doch den Moloch Unfrieden verhungern lässt. Unterwegs wurden wir viel gefragt, woher wir aus Deutschland seien. Dann stellten wir uns vor als rheinisch-preußisch-bayerische Schwaben. Im Rheinland geboren, in Berlin ge-wohnt, nach Bayern evakuiert und in Stuttgart wieder angefangen. Doch jetzt sind Vater und Sohn wieder Bayern geworden. Die gute Stube in Stuttgart war zu eng geworden für die 10000 Fotos, den Film und das schwere Reisetagebuch. So sitzen wir jetzt in Seeshaupt am Starnberger See mit vorne heraus Strand und hinten Gebirge, und alle drei Tage ruft der Verlag aus Stuttgart an, wo die nächsten Manuskriptseiten bleiben, denn wir bebildern und schreiben hier ein Buch von einer fröhlichen Weltreise. Einen Sorgenbrecher, ohne Politik, erzählte uns ein Amerikaner. Das ging ungefähr so: »Sozialismus: Du hast zwei Kühe. Eine gibst du deinem Nachbarn. Nazismus: Du hast zwei Kühe. Die Regierung nimmt beide und erschießt dich. Kommunismus: Du hast zwei Kühe. Die Regie-rung nimmt beide und gibt dir die Milch. Faschismus: Du hast zwei Kühe. Die Regierung nimmt beide und verkauft dir die Milch. Kapitalismus; Du hast zwei Kühe. Du verkaufst eine und kaufst dir dafür einen Stier. Demokratie: Du hast zwei Kühe. Die Regierung läßt dir beide und die Milch und versucht, die Futter-preise zu regulieren.
Bild und Text: Eitel und Rolf Lange
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Vater und Sohn. Berichte von einer Weltreise auf dem Motorrad
Abschriften dieser Berichte von Eitel und Rolf Lange aus Neue Illustrierte 1953/54
(neugeordnet und vereint mit der Bilderserie aus dem vorhergehenden Artikel und komplettiert mit Bildern aus dem Buch "Weltfahrt mit Motorrad und Kamera".)
Deutschland: Stuttgart → Nürnberg → München → Staatsgrenze.
Österreich: Salzburg → Bad Gastein → Villach → Staatsgrenze
Italien: Udine → Treviso → Venedig → Padua → Ferra-ra → Bologna → Florenz → Siena → Rom → Neapel → Salerno → Potenza → Bari → Brindisi (Überfahrt mit der "Karaiskakis" nach Griechenland).
Im Hotel der Könige und Gaukler: "Wir wollen unseren Führer sehen!" Zwischen Florenz und Rom liegt in Acquapendente das "Grand-Hotel Mi-lano". "In diesem Backsteinhaus übernachteten wir auf der Reise durch Ita-lien. Im Gästebuch entdecken wir die Namen von Eva Braun und von Dr. Morell. Von Rudolf Valenti-no bis Prinzessin Margaret Rose haben hier viele hundert Prominente übernach-tet. Reiche Amerikaner boten den Besitzern ein Vermögen für ihre einmaligen Gästebücher."
Stolz behauptet der Hotelier: "Hier schlief der Führer." Genau genommen schlief in diesem Zimmer Eva Braun. Hier in Nr. 14 soll sie aber auf "ihren Führer" ge-wartet haben. Am 22. Februar 1944 übernachteten hier deutsche Jagdflieger. Kurze Zeit später trugen sich als Gäste dieses Zimmers eng-lische Kampfflieger ein. Ein Stück Weltgeschichte machte Station in die-sem Hotel....
Wie hier am Colosseum in Rom, diente uns Taksi als Stativ.
In Cinecittà: "Hallo, Jungs, was macht ihr den hier?" fragte Errol Flynn, als er uns plötzlich vor der Tür des Ateliers stehen sah, in dem er seinen neuen Casa-nova-Film dreht, so erzählen Eitel und Rolf Lange von der ersten Etap-pe ihrer Weltreise auf dem Motorrad. "Der amerikanische Herzensbrecher, der zurzeit wie viele US-Stars aus steuerlichen Gründen in Europa filmt, war beeindruckt von unserer Ausrüstung. Eine Stunde unterbrach er seine Dreharbeit."
Auf einem Platz in Rom: Ich suche eine Chance..." In einem kleinen Café auf der Via Nationale trafen wir Edith Jost, die als Mannequin im römischen Modehaus Antonelli tätig ist. Nur acht Wochen dauerte die Aufenthaltsgenehmigung der römischen Polizei. "Gott sei Dank entdeckte mich der Film", erzählte sie uns, "deshalb gestattete mir die Polizei, länger zu bleiben." Für uns zeigte sie vor dem Modehaus Abendkleider für den kommenden Sommer. Die Modelle waren alle auf ihre Figur zugeschnitten.
Modekönigin – für zehn Minuten. Rolf, der Junior von "Vater und Sohn", hilft dem Mannequin Edith Jost beim Richten eines Abendkleides. "Glauben Sie nicht, dass es leicht ist, in Italien sein Brot zu verdienen" sagte Edith. "Die meisten deutschen jungen Frauen, die nach dem Krieg in den sonnigen Süden fuhren, um hier ihr Glück zu finden, sind schon wieder in Deutschland. Nur wer auf die Dauer Erfolg hat, kann in Italien bleiben."
Bunt ist das Leben. "Hinter uns tausendjährige Ruinen des Colosseums, neben uns Giovanni, der Droschkenkutscher, als Repräsentant einer Welt, die noch Zeit hatte. Unter uns die schwere Reisemaschine und in unserer Mitte Edith Jost, eine junge, tapfere Frau, die sich in einem fremden Land behaupten will. – Morgen führt uns unsere Maschine weiter nach Süden. In einer Woche schon werden wir wieder in einem anderen Land sein..."
Griechenland: Korfu → Ithaka → Patras → Korinth → Athen → Theben → Levadia → Lamina → Larissa → Kokinopolos (Olymp) → Saloniki → Kavalka → Xanthi → Komotini → Alexandrupolis → Staatsgrenze
Nur die Filmkamera rückte dem Olympos näher; wir blieben im Schnee stecken.
Königin Friederike von Griehenland besuchte das Hospital von Dr. Ahrer,
Die Verbindungsstraße von Griechenland nach der Türkei ist die schlechtes-te Straße Europas.
Türkei: Edirne → Istanbul → Üsküdar → Adapozzari → Ankara → Kayseri → Sivas →Erzincan → Erzurum → Ararat → Staatsgrenze
Jeden Tag gibt es tausend Türken mehr, Schwestern des deutschen Hospitals in Istanbul mit eben geborenen Moslems.
"Ziegen fressen die Türkei auf!" Das hörten die beiden "Vater-und-Sohn-Reporter" Eitel und Rolf Lange auf ihrer Motorradfahrt quer durch die Tür-kei immer wieder. Bereits in 20 Jahren wird die Türkei ohne jeden Wald sein – wenn nicht ein Wunder geschieht. Der türkische Bauer baut kein Viehfutter an. Wäh-rend der Trockenzeit treiben daher die Hirten Millionen von Ziegen und Schafen in die spärlichen Wälder. Dort vernichten dann die Tiere den Nachwuchs des Waldes.
Ackerboden im Mai: Sand ... Sand ... Sand. Ein türkischer Bauer zeigt, wie tro-cken sein Acker jetzt schon ist. Fast nirgendwo mehr in der Türkei gibt es Wäl-der, die die Äcker schützen.
Die Waffe gegen den Sand: Bäume! Der deutsche Professor Heske hat die Auf-gabe, Maßnahmen zu entwickeln, die die drohende Vernichtung der letzten tür-kischen Äcker verhüten sollen. Auf der Staatsdomäne Bola ließ er Baumgruppen anpflanzen, die das Austrocknen des Erdbodens verhindern sollen.
Zwanzig Meter hoch: Das Bild des "Vaters der Bäume". Kemal Atatürk arbeitete ein Notprogramm aus, das der fortschreitenden Erosion seines Landes Einhalt gebieten soll.. Überall in der Türkei ließ Kemal Atatürk Baumfarmen anlegen. Sein riesiges illuminiertes Bild strahlt über einer sol-chen Musterfarm weit in die anatolische Nacht hinaus
Der Dieb von Adapazari in der Türkei. Die Aufnahme oben wurde vor dem Dien-stahl gemacht und führte nachher zur Entdeckung des Diebes, eines kleinen Jungens. Rolf rollt unter der Bettdecke im Hotel den Film in die Entwicklungsdo-se. Jetzt schnell zum Fotografen des Städtchens, um eine Vergrößerung zu ma-chen! Vater Lange mit dem noch nassen Film unter der heißen türkischen Son-ne. Aber gerade das Stück des Streifens, auf dem sich das so wichtige Bild be-findet, will und will nicht trocknen. Aber schließlich ist auch die Vergrößerung auf einem Apparat aus der Steinzeit geschafft. Und wenig später hat die tüchtige türkische Polizei den kleinen Dieb gefasst und strahlend kann Vater Lange seine unentbehrliche Leica wieder in Empfang nehmen.
In Ankara wollen diese zehn Ballettschüler unbedingt eine Rundfahrt auf Taksy machen.
Unsere "Taksy" mit türkischer Militäreskorte auf der Fahrt durch die strategisch wichtigen Gebirgsgegenden im Osten der Türkei.
Sicher ist sie eine schöne Türkin, die nur hinter ihrem Schleier hervor die Frem-den mit einem Auge ansehen darf.
Iran: Täbris → Kaswin → Teheran → Isfahan → Anarak → Jesd → Kirman → Bam → Sahidan
Eine der vielen Wasserdurchfahrten auf Persiens Straßen
Herzliche Begrüßung vor den Toren Teherans.
Iran 1953: Keiner weiß, was morgen ist. Sicher ist sicher: Das Bett im Parla-ment. "In diesen Räumen hielt sich der iranische Ministerpräsident Dr. Mossa-dekh über vierzig Tage und Nächte auf, als seine fanatischen Gegner ihm nach Leib und Leben trachteten. Immer noch liegt neben dem Schreibtisch vorsorglich das eingerollte Bettzeug." So berichten Eitel und Rolf Lange. " Unser Begleiter lächelte vieldeutig, als wir den Wunsch äußerten, das Notbett zu fotografieren. Wie wohl in keinem anderen Land der Welt prallen hier im Iran die politischen Gegensätze aufeinander. Täglich wechseln die Meinungen: "Nieder mit Mossa-dekh! Hoch der Schah – Hoch Mossadekh! Nieder mit dem Schah!" – In einer Seitenstraße in er Nähe der Wohnung Mossadekhs stehen ständig drei Panzer fahrbereit!
Vater und Sohn in Persien: Nein, so was! "Geradezu verblüffend waren die Din-ge, die uns schon in den ersten Tagen unseres Aufenthaltes in Persien begegne-ten", so schreiben aus Teheran Eitel und Rolf Lange, die Vater-und-Sohn-Reporter", über deren Weltreise die "Neue Illustrierte" berichtet. "Wir drückten einem Kaiser die Hand, der keinen Schlips trug. Wir aßen am Bett eines Minis-terpräsidenten und ließen uns das Fenster zeigen, durch das er im Nachtgewand zu fliehen pflegt, wenn der Aufruhr gegen sein Haus brandet. Wir sahen in die Augen verschleierter Schönen und in die gutgeölten Mündungen amerikanischer Maschinenpistolen. Wilde Männer stampften um unser Motorrad einen Ehren-tanz. Schweigsame Bewaffnete folgten uns überall hin im Jeep. "Man kann nicht wissen", so erklärte uns ein Minister die Situation. Unsere seltsamen Bilder aus dem Teheran dieser Tage sind jetzt auf dem Weg nach Deutschland. Sie werden
– hoffentlich – in der nächsten Ausgabe der "Neuen Illustrierten" deutschen Lesern Aufschluss geben über das zurzeit interessanteste Land des Mittleren Orients.
Von hier aus floh Mossadekh im Nachtgewand. Oben rechts ist das Zimmer Mos-sadekhs mit dem berühmten "Bett Persiens". Von hier aus musste er im Nacht-gewand fliehen, als die Menge sein Haus stürmte. Beim Verlassen des Hauses kam uns das Groteske der Situation zum Bewusstsein: Ein Minister-präsident, der im Schlafanzug regiert, sein Bettzeug vorsorglich im Parla-mentsgebäude verwahrt und in Rufweite drei Panzer stehen hat!
Mit geladenem Gewehr und einer roten Rose. Vor allen öffentlichen Gebäuden Teherans stehen die Posten mit aufgepflanztem Bajonett. Jeder weiß, dass in den Innenhöfen fahrbereite Mannschaftswagen stehen, die jederzeit bei Aufruhr eingesetzt werden können. Auch der Posten vor dem Gebäude, in dem der Pfau-enthron steht, war bis an die Zähne bewaffnet ... spielte versonnen mit einer Rose.
Interview mit einem freundlichen Mann. Im kaiserlichen Palast erwartet uns der Schah. Das Wort Aleman (Deutscher) macht uns den Weg frei zur Privataudienz. – Im Garten des prunkvollen Palastes kommt uns der Kaiser des Iran in schlich-ter Sportkleidung ohne Krawatte entgegen. Er reicht uns freundlich die Hand und begrüßt uns überaus herzlich wie alte Freunde. Der 35 Jahre alte Herrscher hat bereits graumeliertes Haar und sieht trotz seiner schlanken sportlichen Ge-stalt wesentlich älter aus. Der Wert seines Palastes ist selbst in Millionenbeträ-gen nicht auszudrücken. Allein der Posten vor dem Hauptportal steht auf einem Teppich, der nach dem Urteil von Fachleuten über 15000 DM kostet.
"Das ist meine Frau, die Kaiserin". Eine Hand weist auf das Bild der jugendlichen Herrscherin des Iran: Der Kaiser hatte uns persönlich eingeladen, sein Arbeits-zimmer zu besichtigen! Das Foto seiner Gattin zeigt die gleichen ernsten Augen wie die des jungen Schah. Wir glauben, in seinem Blick die große Einsamkeit zu lesen, die ihn umgibt! Seit Wochen ist die Kaiserin Soraja in Europa. Von ihrem Mann behauptet man in Persien, dass er zum Spielball der Politik geworden ist. Immer hält man ihm seinen Vater, den Schah vor, der ein strenges Regiment im Lande führte und sich um alles, was in Persien vorging, energisch kümmerte.
Inventur einer Weltreise im Hofe eines kleinen deutschen Hospitals in der Wüste Persien
Ein Zauberwort: Deutscher. Die Amerikaner sind in Persien nicht beliebt. Von den Engländern redet man am besten überhaupt nicht. Sobald die Leute hören, dass man Deutscher ist, öffnen sich Tür und Tor. Ein freundlicher Perser malt Eitel Lange auf den Kotflügel seines Rades das Wort "Aleman". Mit dieser Zau-berformel geht die Fahrt weiter...
Taksy machte sich nichts aus diesen Wasserdurchfahrten.
Auf diesem Kamel ritt ich 5 Kilometer weit bis zur nächsten Ortschaft, um Benzin zu holen.
"Jahleh", der Filmstar Nummer 1 von Persien.
Pakistan: Quetta → Sukkur → Hyderabad → Tatta → Karachi (und zurück) → Multan → Lahore (mit dem Flugzeug und dem Auto und zurück → Rawalpindi → Nanga Parbat) → Staatsgrenze
In der Dschingis-Khan-Feste Bam sagte ein Mullah: "Nur Allah kann der Welt den Frieden geben"!
Der Betreuer aller Nanga-Parbat-Expeditionen, der Political Agent von Gilgit, bedauerte Hermann Buhl wegen seines erfrorenen Fußes.
Deutsche Fußballer ritten auf Kamelen in Karachi. Die Offenbachern Kickers (OFC) saßen auf dem "Sozius".
Indien: Delhi → Agra → Bombay → Poona → Bangalore → Mysore und zurück → Madras → Madura → per Bahn nach Dhanuskodi → Fähre
Oft kann man nur mit Fähren über die breiten Flüsse gelangen. Dieser Fährmann am Chambral-Fluß verlangte von uns einen unglaublich hohen Betrag.
Ein Beruf, der nicht mehr "zieht". Es gibt nur noch wenige Schlangenbeschwörer in Indien. Die Gaukler sterben langsam aus.
Die giftige und angriffslustige Kobra ist dem Inder heilig; er tötet sie deshalb
nicht. Das Überfahren von Kobras ist nicht ungefährlich.
Am Grabe von Mahadma Gandhi
Prinz Richard, der nur noch dem Titel nach jüngste Maharadscha von Mysore,
ist, sagte: "Das gefällt mir".
Ehe die indischen Jungens über die "Germani"-Maschine nicht zu Ende gefach-simpelt haben, kann Eitel Lange kaum weiterfahren.
In dieser Baumhütte wohnten Vater und Sohn mehrere Tage. Die Inder bevor-zugen solche Baumhäuser in Gegenden, wo mit Tigern gerechnet werden muß. Auch eine Form des Campings und dazu gar keine schlechte!
Bananenhandel an einer indischen Landstraße
Diese Inderin bat, mitgenommen zu werden, weil sie dringend zu einem Arzt.
Diese beiden schmalen Holzleisten waren im Südzipfel von Indien einmal unsere "selbstgebaute" Straße. Einen ganzen Tag brauchten wir dazu, um fünf Kilome-ter fußtiefen Sand zu überwinden, indem wir in der tropischen Sonne die Bretter immer wieder nach vorne legten.
Immer war es für die beiden Weltreisenden ein beklemmender Augenblick, wenn "Taksy" am Verladekran hing und durch eine Luke in den Stauraum eines Schif-fes gehievt. Rolf dirigiert die Schauermänner.
Ceylon (Sri Lanka): Talaimannar → Colombo → Kandy → Sigiria → Colombo
So wickelt man einen Sari. "Mit liebenswürdigem Lächeln zeigt uns die schöne Manel Jllangakoon, wie man einen sechs Meter langen Seidenschal zu einem Kleid wickelt", so berichteten Eitel und Rolf Lange, die auf ihrer Weltreise mit dem Motorrad in Ceylon eintrafen. "Manel wurde Miss Ceylon 1953. Aus Anlaß ihrer Wahl zur Schönheitskönigin des Inselstaates erhielt sie diesen kostbaren Sari aus hauchdünnem Crépe Georgette als Ehrengeschenk."
Da lächelte der fromme Mann ..."wir trafen ihn in Colombo" so berichteten Vater-und-Sohn-Reporter Eitel und Rolf Lange. "Seltsamerweise sprach der Mann in der Mönchstunika fließend deutsch mit Frankfurter Tonfall. Als wir wis-
sen wollten, wie er in Wirklichkeit hieß, wies er uns mit Ernst darauf hin, dass das alte Leben versunken sein. Heute nenne er sich Nyanaponika und kenne nur das Leben der Versenkung in die Lehren Buddhas. Dann zog er ein Buch aus seinem Gewand, das er über Buddha geschrieben hatte. Als wir anfingen von "Äppelwoi" zu reden und von Frankfurter Originalen, da glitt ein wehmütiges Lächeln über das Gesicht des frommen Mannes. Er klappte sein Buch zu und sagte leise: "Ach ja", und schritt fürbaß ..."
Hong Kong
Dem Drachen ins Maul sieht Vater Eitel Lange, während Sohn Rolf diese Auf-nahme machte. " Wir sind im Garten von Au Boon Haw", berichten Eitel und Rolf Lange von ihrer weltreise mit dem Motorrad. "Hier in Hongkong hat der millio-nenschwere Au Boon Haw einen gipsernen Märchenwald geschaffen."
Die Meerjungfrau und der Reporter. Eitel Lange fotografiert auf einem riesi-gen Fisch einherreitend, eine erschrockene Meerjungfrau. "Die Figuren des Mär-chenwaldes sind köstlich naiv", erzählen Vater und Sohn. "Der Garten gehört zum Wohnhaus von Mister Haw, darf aber von niemand besucht werden. Immer findet man gräuliche Tiger aus Gips, die indirekt für den Balsam des Herr Haw werden, der in ganz Ostasien unter dem Namen "Tiger-Balsam" bekannt ist."
Drauf und dran – mit der Panzerfaust der Geister! Gestalten aus der chine-sischen Mythologie erschrecken oder ergötzen die Besucher. Ein Riese, der sich mit einer leuchtenden Keule daranmacht, Ungeheuer zu erlegen, ist eine der großen Figuren in dem seltsamsten aller Märchenwälder.
Der Hafen von Hongkong. Im Hintergrund Kowloon und die ersten Hügel des chinesischen Festlandes.
Japan: Hiroshima → Nagoja → Kioto →Osaka und zurück → Tokio →Yokohama → Fudshijama und zurück.
Unverkäufliche Andenken: Geschmolzene Flaschen! Heute ist die japani-sche Stadt Hiroshima, die von der ersten Atombombe zerstört wurde, zu einem Touristenzentrum ersten Ranges des Fernen Ostens geworden. Die Flaschen sind geschmolzen und erkaltet im Bruchteil einer Sekunde. Die Reporter der "Neuen Illustrierten", Vater und Sohn, sahen die heimgesuchte Stadt am selben Tage, als die Sirenen über New York City heulten, als Tausende in die Luftschutzräume strömten. Die Television stoppte. Nur die Tauben über der Hudson-Stadt und die etwa 5000 Angestellten der UNO kümmerten sich nicht um den Atombomben-Alarm.
Im Zentrum der Atombomben-Explosion: Opfer Nr. 1! Einer der merkwür-digsten Überlebenden unserer Welt, der Japaner Kiyoshi Kikkiawa, hat einen Souvenir-Verkaufsstand eingerichtet und lebt davon, dass ihn die Welt-Nachrichtenblätter und Welt-Illustrierten als Atombombenopfer Nr. 1 bezeichnet haben. Plakate verkünden: "Ich bin bekannt geworden durch "Life", "Time" und andere Zeitschriften. Die Hälfte meiner Glieder und meiner Haut wurde ver-brannt durch den Atombomben-Blitz im August des Jahres 1945."
"Und jetzt mein Herr, sehen Sie meinen Rücken!" Atombomben-Opfer Nr. 1, Mr. Kyoshi Kikiawa, zieht vor Reporter-"Sohn" sein Hemd aus, so wie er es tut, wenn die Touristen kommen. Er ist ein lebendes Denkmal gegen den Atom-bombenkrieg. Narben bedecken seinen Rücken. Trotz des Zuspruchs der Touris-ten fristet er nur ein sehr kümmerliches Dasein als Schauobjekt. Aber er ist ein Idealist. Er glaubt, auf seine verkrüppelte Hand deutend, die Andenkenbüchlein unterzeichnet, gegen den Krieg der Zukunft kämpfen zu können!.
Über dem Sandkasten: Die Kreise des Atomkrieges! Im "Museum des To-des von Hiroshima" wird der Urzustand der Zerstörung gezeigt. Im Zentrum der Explosionswelle befand sich ein Kuppelbau. Heute sind um dieses Haus, das "Ausstellungshaus der Industrie", Tausende von kleinen Holzhäusern emporge-wachsen. Sie sind nur improvisierte Bauten, denn die Straßenzüge sind noch immer geborsten. Den Touristen wird berichtet, dass hier der Todesblitz in einer Höhe von 570 Meter entzündet und 150000 Männer, Frauen und Kinder inner-halb einer Sekunde getötet wurden. Bisweilen tanzen auch vor dem Rundhoch-haus des Industriegebäudes Schulkinder einen anmutigen Reigen, um zu zeigen, daß Japan die Schrecken des Atomkrieges vergessen will.
"Der Regenbogen" des Friedens...aus Zement. Hiroshima wird heute die "Stadt des Friedens" genannt. Aber der Bogen, der als Mahnmal den granitenen Sarg der unbekannten Opfer überwölbt, ist nur aus Zement. Es ist nicht der Bo-gen, den nach der Sintflut ein verzeihender Gott über einer sündigen Welt er-schuf, sondern eine Konstruktion, die morgen vielleicht über neuen Opfern sich erhebt.
Die Visitenkarte des Atomtodes. Eine Andenkenstätte ersten Ranges ist die Bank von Hiroshima. Dort kauerten armselige Menschen, die der Todesblitz der Atombombe verbrannte. Nur ihre Schatten sind noch zu sehen, die den Granit schützten, so dass er von den Atomstrahlen nicht zerfressen wurde. Ein Japaner, der von "Vater-und-Sohn-Reporter" interviewt wurde, sagte mit leisem, uner-gründlichen Lächeln: "Wissen Sie, ob von uns Menschen, wenn eines tages alle unsere Spuren getilgt sein werden, mehr verbleiben wird als solch ein Schatten-riß?"
Prinz Takamatsu, der Bruder des Kaisers von Japan, läßt sich von Vater Lange unsere Weltreisemaschine vorführen
Ein selten erlaubter Blick: Die Stadt der Kaiserpaläste beginnt. Über die Brü-cke dürfen nur der Kaiser und seine Familie fahren. Nur einmal im Jahr ergehen sich die Besucher in dem herrlichen Park und besichtigen die Gebäude. Doch Hunderttausende, die Tokio besuchen, sind schon mit dem Anblick dieser Brücke zufrieden. Sie stehen ehrfürchtig davor: Da, hinter dem großen Tor...wohnt un-ser Kaiser!
"Bitte umsteigen auf Luftreise Tokio!" Unser Motorrad hielt genau vor dem Helikopter. Dr. Ryu, Chefredakteur der größten japanischen Zeitung "Asahi Shimbun" stellte uns das Lufttaxi seines Verlegers zur Verfügung: "Am besten ist es, Sie sehen sich unsere Hauptstadt vom Hubschrauber aus an. Sie werden bemerken, wie in unserer Stadt gearbeitet wird, der riesige Verkehr muß Sie beeindrucken. Wir sind sehr stolz auf unser Tokio und würden uns freuen, wenn Sie in Deutschland ein gutes Bild von uns geben könnten."
Wolkenkratzer! Wolkenkratzer! Das ist Tokio, die größte Stadt Asien! Es ist herrlich, in dieser Plexiglaskugel, nur hundert, manchmal nur fünfzig Meter hoch, fast "engelhaft" über dieser Stadt zu schweben (fünfzig Meter Höhe stellt die polizeilich erlaubte Mindestflughöhe für einen Fotoreporter das). Der Pilot, ein bekannter japanischer Weltkriegsflieger, teilte unsere Begeisterung: "Ja, das ist Tokio, unsere Stadt lebt wieder. Vor einigen Jahren hätten Sie noch entsetzli-che Baulücken, dürftig gekleidete Menschen in fadenscheinigen Kimonos und geflickten Uniformen gesehen. Wir haben hart gearbeitet, wie ihr in Deutsch-land, und wir sind wieder hoch gekommen. Aber, Freunde, teuer ist Tokio ge-worden!" Wir lachten: "Teuer wie Westdeutschland!"
Kriegerisches Schild vor einer friedlichen Landschaft. Bei der Anfahrt zu Japans heiligem Berg, dem Fuji, fanden wir dieses Warnungsschild, das den Ar-tellerie-Schießplatz der amerikanischen Besatzungstruppe ankündigt. Kurz da-hinter war der Weg zum Fujigipfel mit einer Schranke abgesperrt. Der amerika-nische Posten ließ uns ungehindert weiterziehen.
Am Fuße von Japans heiligem Berg: Verschlissene Pilgersandalen. "Es ist ein beschwerliches Unternehmen, auf den Fuji zu steigen", so berichten Vater-und-Sohn-Reporter Eitel und Rolf Lange. "Wenn man einen Schritt voran macht, gleitet man in der Lava-Asche wieder einen halben zurück. Es gibt nur zwei Mo-nate im Jahr, wo der 3760 Meter hohe Fuji erklettert werden kann. Über sieben Stunden gebrauchten wir, um ihn zu besteigen. Gleich bei der ersten Pilgerhütte fanden wir Hunderte von unbrauchbar gewordenen Sandalen. Sie waren die von der Lava-Asche zerfetzte Fußbekleidung der Fuji-Pilger."
Heißer Tee dicht unter dem Gipfel. Im Wetterhaus brauten wir uns einen warmen Trunk und hielten Kriegsrat. Sollten wir hier dicht unter dem Gipfel übernachten? Unmöglich, denn das Holz in der Hütte reicht für eine Stunde, und niemand kann sagen, ob der Gipfel morgen noch wolkenfrei sein wird.
Hawaii
Der paradiesische Waikikistrand von Hawaii.
USA: San Francisko → Los Angeles → San Diego und zurück → Las Vegas → Amarillo → Dallas → New Orleans → Washington → Baltimore → Philadelphia → New York.
Vater und Sohn über San Francisco
Als wir in San Francisco länger als eine Stunde parkten, sahen wir von weitem
einen Polizisten. über unsere Maschine gestützt. Na, mindestens 20 Dollar Strafe
sind uns sicher, dachten wir und hofften dabei noch auf einen freundlichen
Schutzmann. Zuerst führte er Rolf an die Parkuhr (Parkometer), die man für 5
Cents eine Stunde lang laufen lassen kann, und sah Ihn sehr gestreng an. Aber
dann lachte er und sagte: "Sie müssen aber einen wundervollen Trip gehabt
haben. Ich habe inzwischen auf Ihr Rad aufgepaßt!" Und mit wohlwollendem
Lächeln wünschte er uns "Good bye"!
In Hollywood hüpfte uns Mickey Mouse auf das Schutzblech unserer Weltreisemaschine,
den Zündapp-Elefanten. Walt Disney ließ sie für einen Augenblick frei
aus ihrer großen Geburtstagsfeier, denn Mickey war gerade 25 Jahre alt geworden.
Eine kostenlose Filmgrimasse des amerikanischen Komikers Skelton für Sohnre-porter Rolf.
Wiedersehen nach vielen Jahren mit Marlenchen, die in Shows auftritt. Noch immer ist sie die Großmutter mit den schönsten Beinen, wie obige "Detailauf-nahme" ausweist.
Vater Lange strahlt, denn mit einem Dollar gewann er im Roulette in Las Vegas 25 blanke Silberdollars, womit er einer der wenigen wurde, die diese Spielhölle mit Gewinn verlassen.
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